Nähen mit der Nähmaschine lernen – Grundlagen & Tipps
Haben Sie sich schon mal Zeitschriften mit selbstgenähter Kleidung, tollen Taschen oder Wohnungsdeko angesehen und neidisch gedacht „Das möchte ich auch gern können“? Dann fangen Sie jetzt an, das Nähen mit der Nähmaschine zu lernen. Es ist einfacher als Sie denken. Schon bald können Sie sich die verschiedensten Kleidungsstücke und Accessoires selber nähen und Geschenke für ihre Freundinnen fertigen.
Ungeübte halten das Nähen mit der Nähmaschine oft für kompliziert und schwierig, das ist es aber höchstens bei den ersten drei oder vier Nähprojekten. Das Nähen lernen lässt sich gut mit dem Autofahren vergleichen. Zu Beginn ist der Fahrschüler vielleicht etwas überfordert von den Pedalen, Schaltern und Anzeigen und dann soll auch noch gleichzeitig gelenkt werden. Da ist die Nähmaschine doch etwas leichter zu bedienen, schließlich muss man hier nur „Gas geben“ und „lenken“. Mit dem ersten Nähprojekt lernen Sie Ihre Maschine kennen und fertigen sich ein dekoratives Nadelkissen an.
Inhalte
Material und Vorbereitung
Schwierigkeitsgrad 1 bis 2/5
für absolute Anfänger geeignet
Materialkosten 1/5
Stoffreste für genähte Nadelkissen verwenden
Zeitaufwand 1 bis 2/5
jeweils ca. 30 Minuten bis 45 Minuten
Nadelkissen-Material
Das benötigen Sie für ein oder zwei Nadelkissen:
- helle einfarbige Stoffreste
- buntes Nähgarn oder Nähgarn in einer Kontrastfarbe
- farblich passendes Nähgarn
- Polyesterwatte zum Füllen des Nadelkissens
Weitere Materialien, die in einem Bastel- oder Handarbeitshaushalt meistens vorhanden sind.
- langes Lineal oder Maßband
- scharfe Schere
- Kugelschreiber oder Bleistift
- Stecknadeln
- Nähnadel
Zuschnitt
1. Schritt: Zuerst zeichnen Sie zwei gleichgroße Quadrate auf Ihren Stoffrest.
Die Größe können Sie frei wählen. Für das kleine Nadelkissen habe ich die Maße 12 x 12 cm gewählt, für das größere Kissen 15 x 15 cm. Eine Nahtzugabe muss bei diesen beiden Kissen nicht mehr zugegeben werden. Orientieren Sie sich beim Zeichnen am Fadenlauf des Stoffes, dann sieht das fertige Nadelkissen gerade und viel ordentlicher aus. Außerdem franst der Stoff dann nicht so schnell aus.
Tipp: Achten Sie aber bei anderen Schnittmustern unbedingt darauf, ob die Nahtzugabe schon in den genannten Maßen enthalten ist. Meistens ist dies nicht der Fall, dann geben Sie rund um die gesamten Schnittmusterteile etwa 0,75 bis 1 cm dazu.
2. Schritt: Schneiden Sie die beiden Quadrate mit einer scharfen Schere aus.
Tipp: Schneiden Sie mit Ihrer Stoffschere wirklich nur Stoff und keine anderen Materialien wie Papier oder Pappe, sonst wird die Schere sehr schnell stumpf und schneidet Stoffe nicht mehr sauber und ordentlich.
Nähmaschine vorbereiten
Die Nähmaschine vorbereiten und kennenlernen.
1. Schritt: Bevor Sie mit dem Nähen lernen beginnen, sollten Sie Ihre Nähmaschine erst einmal kennenlernen. Dafür lesen Sie zuerst die Bedienungsanleitung durch. Am besten stellen Sie die Nähmaschine auf einen großen Tisch, so dass Sie alle Teile mit den Abbildungen der Bedienungsanleitung vergleichen können.
2. Schritt: Schließen Sie Ihre Nähmaschine an den Stromkreis an und verbinden Sie das Fußpedal mit der Maschine. Je nach Fabrikat und Alter der Maschine benötigen Sie dafür ein oder zwei Kabel. Dann schalten Sie den Strom an. Nun müsste die Lampe Ihrer Nähmaschine leuchten.
3. Schritt: Kontrollieren Sie die Spule für den Unterfaden. Ist sie ausreichend gefüllt, damit Ihnen nicht mitten in der Naht der Faden ausgeht? Im Zweifelsfall spulen Sie lieber noch etwas Garn auf.
Wie Sie den Oberfaden und Unterfaden richtig einfädeln zeigen wir Ihnen in unserem Tutorial: Nähmaschine-Tutorial: Oberfaden und Unterfaden richtig einfädeln.
Anschließend setzen Sie die Unterfadenspule in die Nähmaschine.
Auch hier halten Sie sich an Ihre Bedienungsanleitung. Sitzt die Spule verkehrt herum in der Maschine, dann gibt es Fadensalat statt einer ordentlichen Naht.
4. Schritt: Nun geht es ans Einfädeln. Wie dies genau funktioniert, sagt Ihnen die Bedienungsanleitung. Oft sind die einzelnen Schritte auch auf der Maschine selbst aufgedruckt.
Achten Sie darauf, dass beide Fadenenden (Ober- und Unterfaden) etwa 10 cm lang sind. Jetzt beginnt das eigentliche „Nähen lernen“, indem Sie verschiedene Stiche Ihrer Nähmaschine ausprobieren. Dies kann für den ersten Versuch auf einem Probestoff sein oder Sie nehmen gleich eins der ausgeschnittenen Stoffquadrate.
Anleitung | Großes Nadelkissen nähen
1. Schritt: Legen Sie ein Stück Stoff unter das Nähmaschinenfüßchen.
2. Schritt: Senken Sie das Nähmaschinenfüßchen ab, so dass der Stoff jetzt „festgehalten“ wird. Der dafür nötige kleine Hebel befindet sich in der Regel seitlich oder hinten an der Nähmaschine.
Tipp: Vergessen Sie niemals das Absenken des Nähmaschinenfüßchens, sonst kann der Stoff nicht weitertransportiert werden und Ober- und Unterfaden verknoten sich, statt eine saubere Naht zu bilden.
3. Schritt: Wählen Sie einen beliebigen Stich an Ihrer Nähmaschine aus. Für das große Nadelkissen habe ich verschiedene Zierstiche gewählt.
4. Schritt: Nun beginnen Sie zu nähen, halten Sie dabei die Fadenenden fest. Nähen Sie ein paar Stiche vor und zurück, um die Naht zu „befestigen“, damit sie sich nicht auflöst. Versuchen Sie eine einigermaßen gerade Naht quer über das Stoffstück zu nähen. Am Ende der Naht nähen Sie wieder ein paar Stiche vor und zurück.
Wenden Sie den Stoff und nähen Sie mit einem anderen Stich einige Zentimeter neben der ersten Naht wieder zurück. Sie müssen die Nähfäden nicht nach jeder Naht abschneiden, sie sind später innerhalb des Nadelkissens.
5. Schritt: Wiederholen Sie dies mehrmals, bis das Quadrat relativ gleichmäßig verziert ist.
Tipp: Am Anfang und Ende jeder Naht muss die Naht „befestigt“ werden, sonst löst sie sich bei Belastung wieder auf. Nähen Sie dafür immer zwei bis drei Stiche vor- und rückwärts. Dafür hat die Nähmaschine einen extra Knopf. Manche (neue) Maschinen nähen diese Extrastiche schon automatisch.
6. Schritt: Legen Sie nun die beiden Stoffquadrate so aufeinander, dass die rechten Seiten (die später außen liegen sollen) innen/aufeinander liegen. Stecken Sie die Kanten zusammen.
Tipp: Wechseln Sie nun das Nähgarn, der Faden sollte beim fertigen Nadelkissen nicht zu sehen sein. Farblich passendes Nähgarn scheint an den Nähkanten nicht durch und ist zudem meistens preiswerter als das für die Zierstiche verwendete bunte Nähgarn.
7. Schritt: Nähen Sie die beiden Stoffteile rundherum zusammen, lassen sie dabei eine Öffnung zum Wenden. Die Naht wird nicht versäubert (dabei werden die Schnittkanten mit einem Zickzackstich nachgenäht, damit die Stoffkanten nicht ausfransen). Das Nadelkissen wird nur locker ausgestopft, darum wird die Naht nicht besonders stark strapaziert.
Tipp: Die Wendeöffnung sollte niemals direkt an einer Ecke liegen, dort lässt sie sich nur sehr schwer sauber schließen. Auf dem Foto sehen Sie eine richtig platzierte Wendeöffnung zwischen den Stecknadeln.
8. Schritt: Schneiden Sie Ecken dicht an der Naht ab, wie auf dem Foto zu sehen ist. Dadurch lassen sich die Ecken besser wenden und sehen später sauberer aus.
9. Schritt: Wenden Sie das Nadelkissen. Eine lange Schere oder ein dünner Kochlöffel hilft, die Ecken sauber zu formen.
Die gewendeten Nadelkissen sehen jetzt wie im folgenden Bild aus.
10. Schritt: Stopfen Sie das Nadelkissen locker mit Füllwatte aus.
11. Schritt: Schließen Sie die Wendeöffnung mit einer Leiternaht, so ist sie später nicht mehr zu sehen.
Anleitung | Kleines Nadelkissen nähen
Das kleine Nadelkissen ist mit nur einer Spiralnaht im Geradstich verziert. So üben Sie das Bogen nähen mit der Nähmaschine. Das ist ein wenig knifflig und gelingt am besten, wenn Ihre Maschine auch langsam nähen kann.
Stellen Sie also, wenn dies bei Ihrer Maschine möglich ist, den langsamsten „Gang“ ein.
1. Schritt: Stellen Sie einen mittellangen Geradstich (ca. 3 mm) ein, als Oberfaden verwenden Sie buntes Nähgarn oder Garn in einer Kontrastfarbe zum Stoff. Der Unterfaden darf gern in einer farblich zum Stoff passenden Farbe sein.
2. Schritt: Jetzt nähen Sie eine Spirale auf einem der beiden Stoffquadrate. Beginnen Sie außen an der Spirale und nähen Sie immer kleinere Bögen. Das ist nicht einfach, aber wichtig, wenn sie nähen lernen wollen. Vergessen Sie auch hier nicht das Befestigen/Verriegeln der Naht.
3. Schritt: Legen Sie nun beide Stoffstücke mit den Außenseiten (= rechts auf rechts) aufeinander und stecken Sie die Kanten zusammen.
4. Schritt: Schließen Sie nun die Kantennaht, lassen Sie aber eine Öffnung zum Wenden offen wie bei dem größeren Nadelkissen.
Nun wenden und füllen Sie das Nadelkissen und schließen die Wendeöffnung, wie unter Punkt 9 bis 11 beim größeren Nadelkissen beschrieben.
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