Schrägband selber machen und richtig annähen – DIY-Anleitung
Setzen Sie Akzente und verleihen Sie Ihrem selbstgenähten Stücken saubere Kanten und Ränder – mit einem Schrägband können unsaubere Kanten versteckt und gleichzeitig verschönert werden. In dieser Anleitung zeigen wir Ihnen, wie Sie ein Schrägband annähen und verarbeiten können.
Schwierigkeitsgrad 1,5/5
(für Anfänger geeignet)
Materialkosten 1/5
(je nach Stoffauswahl zwischen € 0,- aus der Resteverwertung und € 10,-)
Zeitaufwand 1/5
(inkl. Anbringung je nach Übung)
Wozu braucht man ein Schrägband überhaupt?
Ein Schrägband wird häufig eingesetzt, um Kanten und Abschlüsse zu versäubern oder um verschiedenen Kleidungs- oder Werkstücken einen schönen Akzent zu verleihen.
Wieso heißt es Schrägband?
Bei der Herstellung des Schrägbandes wird der Stoff schräg (also im 45°-Winkel) zugeschnitten, sodass auch bei weitgehend nicht dehnbaren Stoffarten wie Webware die höchstmögliche „Dehnbarkeit“ entsteht, welche in der Diagonale gegeben ist. Dadurch können auch Kurven und andere Rundungen schön und faltenfrei eingefasst werden. Zudem sind durch den schrägen Zuschnitt die Stoffschnitt-Teile länger und es muss weniger gestückelt werden.
Grundsätzlich werden Schrägbänder aus nicht dehnbaren Baumwollstoffen hergestellt. Wenn im Schnittmuster die Angabe „elastisches Schrägband“ empfohlen wird, ist jedoch zumeist Schrägband aus Jerseystoff oder anderen dehnbaren Materialien gemeint.
Materialauswahl
In diesem Tutorial arbeite ich mit Baumwollstoff (Webware) als Grundmaterial und erkläre die Vorgehensweise Schritt für Schritt. Elastische Schrägbänder werden genauso hergestellt, nur dass zum Beispiel Jerseystoff verwendet wird. Dieser ist aufgrund seiner Dehnbarkeit etwas schwieriger zu verarbeiten. Es lassen sich zudem nicht so gut Bügelfalten anbringen und manche Jerseystoffe rollen sich nach dem Zuschnitt ein.
Durch den schrägen Zuschnitt wird dieses Problem zwar gemildert, jedoch nicht zur Gänze beseitigt. Für Anfänger empfiehlt sich daher Baumwolle.
Materialmenge
Die Bandbreite muss immer das Vierfache der gewünschten sichtbaren Breite am Kleidungs- oder Werkstück aufweisen. Möchten Sie eine Einfassung in einer Breite von 1 cm erzielen, so müssen sie pro Band 4 cm an Breite einrechnen. Schrägbänder unter einem cm Endbreite sind eher unüblich und aufgrund der schwierigeren Verarbeitung auch nicht für Anfänger geeignet. Möchten Sie jedoch beispielsweise eine große Decke einfassen, kann das Band auch wesentlich breiter sein. Der Faktor vier bleibt dabei erhalten.
Die Bandlänge sollte etwas mehr als der gewünschten Länge beziehungsweise etwas mehr als dem Umfang entsprechen. Zusätzlich müssen die Nahtzugaben der jeweiligen Stückelungen im Band eingerechnet werden. Daher messen Sie im Idealfall Ihr Band nach dem Zusammennähen der einzelnen Bahnen noch einmal ab, ob es lang genug ist, bevor Sie mit der Verarbeitung beginnen.
Schnittmuster
Schnittmuster in dem Sinn gibt es keines. Der Stoff Ihrer Wahl wird im 45°-Winkel zur Stoffkante in der gewünschten Breite (Faktor 4!) geschnitten. Wenn Sie kein Geodreieck zur Hand haben, falten Sie den Stoff so, dass die Seitenkante an der Stoffkante zu liegen kommt und Bügeln Sie über die so entstandene Falte – schon haben Sie eine Leitlinie im 45°-Winkel.
Von dort weg zeichnen Sie sich nun mittels Lineal in den entsprechenden Abständen Ihre Schrägbänder ein und schneiden diese mit dem Rollschneider zu.
Tipp: Sollten Sie kein Schneiderlineal zur Hand haben, können Sie auch mit einem Zollstock oder einem anderen geraden und harten Gegenstand die entsprechenden Linien aufzeichnen. Anstatt des Rollschneiders kann natürlich auch eine Stoffschere verwendet werden. Ich schreibe Stoffschere, da Sie Ihre Schere, mit welcher Sie Ihre Stoffe zuschneiden, keinesfalls für andere Materialien verwenden sollten, da sie auf diese Weise abstumpft.
Ein Endeln des Stoffes ist in diesem Fall aufgrund der weiteren Verarbeitungsweise nicht nötig.
Stückelung und Bügeln
Um die einzelnen Stoffbahnen zu einem langen Band zusammenzufügen, legen Sie diese im 90°-Winkel übereinander und nähen von einer Kreuzung zur anderen. Als Hilfe für den Winkel legen Sie sich Ihr Geodreieck unter die beiden Stoffbahnen.
Tipp: Anstelle des Dreiecks kann jeder beliebige Gegenstand dienen, der einen rechten Winkel aufweist wie beispielsweise ein Heft oder ein Buch.
Nun wird die Nahtzugabe auseinander gebügelt und anschließend werden die überstehenden Stoffecken einfach abgeschnitten.
Dieses Band wird nun einmal längs gefaltet und gebügelt, sodass eine leichte Bügelfalte entsteht. Dann öffnen Sie den Stoff wieder und falten erst die eine, dann die andere Seite so zur Mitte, dass die Kanten auf der Bügelfalte anliegen. Nun wird das Band nocheinmal mittig zusammengefaltet und gut gebügelt. Der Stoff ist nun vierlagig.
Entweder wickeln Sie das fertige Schrägband nun über eine Spule oder Sie verarbeiten es gleich weiter.
Tipp: Wenn Sie Schrägbänder zur späteren Nutzung erstellen und keine Spule zur Hand haben können Sie auch eine leere Küchenrolle oder ein Stück Karton umwickeln und das Ende mit einer Stecknadel sichern.
Schrägband annähen
Nun können Sie irgendwo am Rand beginnen, aber am besten nicht in einer Ecke, sondern im Idealfall an einer geraden Kante. Sie falten eine Seite zwei Mal auf und legen sie Kante auf Kante auf die rechte Seite des unteren Stoffes.
Je nachdem, wie dick Ihr Kleidungs- oder Werkstück ist, nähen Sie nun etwas rechts von der ersten Bügelfalte mit einem einfachen Geradstich los – der Abstand sollte mindestens 1mm betragen. Sie beginnen aber erst nach 2-3cm Ihres Schrägband-Anfangs zu nähen.
Sollten Sie auch eine Ecke einfassen wollen, nähen Sie so lage, bis Ihr Nähmaschinenfuß vorne auf einer Höhe mit der Querkante ist (die Nadel ist also 1-1,5cm vor der Kante) und vernähen.
Tipp: Je dicker Ihr Kleidungs- oder Werkstück ist, um so weiter rechts soll von der Bügelfalte soll genäht werden.
Nehmen Sie nun Ihr Werkstück von der Maschine und drehen Sie es um 90 Grad, sodass es mit der Ecke rechts oben vor Ihnen liegt. Dann klappen Sie das Saumband um 90 Grad nach oben und falten es an der oberen Kante wieder nach unten.
Bei dickeren Werkstücken halten Sie nun den Stoff des Schrägbandes rechts oben fest und ziehen links davon den überschüssigen Stoff vorsichtig heraus. Wenn Sie noch unsicher sind, fixieren Sie die Ecke mit einer Stecknadel.
Sie beginnen mit der Naht der nächsten Seitenlänge so, dass der Nähfuß vor dem „Stoffwulst“ eben aufliegt (etwa 1,5-2cm nach der Kante) und nähen weiter. Verfahren Sie mit allen folgenden Ecken genauso.
Wenn Sie wieder zum Anfang Ihres Saumbandes zurückkommen, schlagen Sie diesen um 1-2cm nach unten, legen das offene Ende darüber und nähen einfach weiter, bis sich die Nähte überschneiden.
Jetzt klappen Sie das Saumband einmal um, wenden Ihr Werkstück, schlagen es ein und nähen wieder im gleichen Abstand auf der anderen Seite. Achten Sie darauf, dass die mittlere Bügelfalte gerade bleibt. Die Ecken sind jetzt auch ganz leicht vernäht:
Einige Zentimeter, bevor Sie zu einer Ecke kommen, halten Sie die Maschine an (Nähfuß und Nadel sind gesenkt). Nun nehmen Sie Ihre Stecknadeln heraus und ziehen die Kante nach unten. Dann drücken Sie mit dem Finger die Ecke hinein und danach richten Sie noch den Stoff und schieben ihn so in den soeben entstandenen Beutel, dass die „Falte“ im 45-Grad-Winkel liegt.
Dann nähen Sie bis kurz vor diese Falte (Nadel im Stoff, Nähfuß hoch), heben die Ecke hoch und kontrollieren die Unterseite (notfalls noch nachrichten), drehen Ihr Werkstück um 45 Grad und nähen zum Eck hinaus. Kurz vorm Ende wieder umdrehen (Nadel im Stoff, Nähfuß hoch, 180 Grad) und zurücknähen bis zum Ausgangspunkt. Danach drehen Sie Ihr Werkstück weiter, bis die Außenkante nach rechts liegt und nähen die nächste Länge weiter.
Zum Schluss nähen Sie über den Ausgangspunkt des Saumbandes und vernähen.
Und fertig!
Variationen
Bei runden Kleidungsteilen und Werkstücken funtkioniert es prinzipiell genauso. Hierbei müssen Sie Ihr Schrägband jedoch mit Gefühl so dehnen, dass es in den Rundungen und Kurven faltenfrei zu liegen kommt. Das Ende kann hier etwas fitzelig sein, dafür ersparen Sie sich das Nähen von Ecken.
Schnellanleitung – Schrägband:
1. Stoff anzeichnen und Schrägbänder im 45°-Winkel (Faktor 4) zuschneiden
2. Bänder im 90°-Winkel stückeln, Nahtzugaben aufbügeln und Kanten zurechtschneiden
3. Endlänge vor der Verarbeitung noch einmal überprüfen
4. Schrägband mittig falten und bügeln
5. Wieder öffnen, beide Kanten zur mittleren Bügelfalte falten und wieder bügeln
6. Noch einmal zusammenklappen (4-lagig) und gut bügeln
7. Aufwickeln oder gleich weiterverwenden – fertig!
Schnellanleitung – Schrägband annähen:
1. An einer geraden Kante (nicht im Eck) nach 2-3cm vernähen
2. Mindestens 1mm rechts von der ersten Bügelfalte mit Geradstich nähen
(je dicker das Werkstück, umso weiter rechts)
3. Bei Ecken:
Je nach Dicke mindestens 1cm vor der Kante vernähen
Werkstück drehen (Ecke rechts oben)
Band nach oben legen, dann an der Kante nach unten falten
Mit mindestens 1cm Abstand zur Oberkante weiternähen
4. Bis 2cm vor dem Anfang nähen
5. Anfang umfalten, Ende darüberlegen und weiternähen, vernähen
6. Bei Rundungen Schrägband genauso verarbeiten, mit Gefühl dehnen – fertig.
Die Zwirnpiratin
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