Sitzsack selber machen – kostenlose Anleitung zum Nähen
Es gibt wohl nichts Besseres, als den Tag am Abend in einem gemütlichen, kuscheligen Sitzsack ausklingen zu lassen. Ich habe es mir mittlerweile zur Angewohnheit gemacht, dort auch meine Zeitung zu lesen und meinen Kaffee zu trinken. Je nachdem, welchen Stoff Sie zur Herstellung Ihres Sitzsackes verwenden, eignet er sich auch hervorragend als Bettchen für Hund und Katze oder zweckentfremdet als kleines Trampolin für Ihre Kinder.
Heute möchte ich Ihnen gerne zeigen, wie Sie ganz einfach einen eigenen Sitzsack selber machen können. Alles, was Sie dazu brauchen, sind verschiedene Stoffe, Füllmaterial und etwas Geduld. Neben dem Baumwollstoff, den ich für den Innensack verwende, benötigen wir einen Außenstoff. Die Außenseite des Sitzsackes kann aus Leinenstoff, Canvas oder einfach Baumwoll Webware bestehen. Wichtig ist, dass der Außenstoff nicht dehnbar ist, da der Sack sonst durch längeres Sitzen seine Form verliert und gegebenenfalls an gewissen Stellen Beulen aufweist.
Inhalte
Sitzsack selber machen
Auch durch den Druck der Füllung kann sich der Sitzsack an der unteren Seite verformen, wenn der verwendete Stoff dehnbar ist. Ich nehme heute verschiedene Leinenstoffe für den Außensack und einen Waffelstoff für die Unterseite. Selbstverständlich kann jeder den Sitzsack selber machen, wie er möchte.
Material und Vorbereitung
Folgende Utensilien benötigen Sie, um den Sitzsack selber machen zu können:
- Baumwoll Jersey oder Webware für den Innensack, ca. 2,5 m
- nicht elastischen Außenstoff (Leinen, Webware), ca. 2,5 m
- Reißverschluss für den Außensack, Mindestlänge 60 cm!
- Schere
- Stift
- Lineal
- Nähmaschine
- Füllmaterial (EPS Kugeln)
- Paspelband, Länge ca. 3 m (kann auch weggelassen werden)
- unsere Anleitung
- ca. 3 bis 4 Stunden Zeit
Schwierigkeitsgrad 2/5
Mit etwas Übung können auch Anfänger den Sitzsack selber machen.
Materialaufwand 3/5
Die EPS Kugeln und der Stoff belaufen sich ca. auf 60 Euro.
Zeitaufwand 3/5
3 bis 4 Stunden
Stoffstücke abmessen
Um den Sitzsack selber machen zu können, benötigen wir relativ große Stoffteile. Deswegen möchte ich Ihnen auch genau erklären, wie Sie diese Teile am besten abmessen.
1. Schritt: Als Erstes muss der Stoff für den Innen- und Außensack zugeschnitten werden. Beide Säcke werden exakt die gleiche Größe aufweisen, damit sie schlussendlich gut ineinander passen und der Außensack keine weiteren Falten wirft.
Schneiden Sie folgende Stoffstücke für den Innensack zu:
- ein sechseckiges Stück mit einer Seitenlänge von jeweils 45 cm für den Boden (Diagonale 90 cm) + 1 cm Nahtzugabe für jede Seite
- ein sechseckiges Stück mit einer Seitenlänge von jeweils 30 cm für die Oberseite (Diagonale 60 cm) + 1 cm Nahtzugabe für jede Seite
- 6 x trapezförmige Streifen mit einer unteren Seitenlänge von 45 cm, einer oberen Seitenlänge von 30 cm (siehe Zeichnung) und einer Gesamtlänge von 1 m + 1 cm Nahtzugabe für jede Seite
ACHTUNG: Vergessen Sie bei keinem der Stoffteile, die Nahtzugabe von 1 cm zu addieren! Das verhindert, dass die Stücke am Ende nicht zusammenpassen.
2. Schritt: Um diese Stücke abzumessen, empfehle ich folgende Vorgehensweise.
Schneiden Sie den Stoff in einer Länge von 1 m zu und breiten ihn auf dem Boden aus. Nun fangen Sie an einer der langen Seiten an, und messen abwechselnd 30 cm und 45 cm ab. Machen Sie dazu Punkte an der Kante, damit Sie die Linien später verbinden können.
Dasselbe machen Sie nun gegengleich auf der gegenüberliegenden Seite. Diese Punkte werden nun durch Linien miteinander verbunden.
ACHTUNG: Wenn Sie die 30 cm das erste Mal markieren, rücken Sie bereits 7,5 cm nach innen, da die sechs Stoffstücke ja trapezförmig zugeschnitten werden müssen!
TIPP: Um die Linien zu verbinden, nehmen Sie einen Faden, den Sie zwischen den Punkten spannen. Es empfiehlt sich, ein Familienmitglied für das Abmessen einzuspannen, damit der Faden nicht verrücken kann.
Um die beiden Sechsecke abzumessen, falten Sie zwei Quadrate in der Größe 39 cm x 45 cm und 26 cm x 30 cm. Der Stoff ist zwei Mal umgeklappt und liegt somit vierfach.
Nun rücken Sie an der kürzeren Seite vom Faltpunkt beim großen Quadrat 22,5 cm, beim kleinen Quadrat 15 cm nach innen und markieren den Punkt.
Verbinden Sie diesen nun mit dem schräg gegenüber liegenden Eckpunkt.
Diese Ecke kann nun weggeschnitten werden. Somit erhalten Sie jeweils ein Sechseck mit 45 cm bzw. 30 cm Seitenlänge.
Ein Sechseck ist auf andere Art und Weise nur sehr schwer am Stoff zu markieren und zuzuschneiden.
Vorbereitung
1. Schritt: Wenn Sie alle acht Teile des Innenstoffes zugeschnitten haben, schneiden Sie auch alle 8 Stoffteile aus dem Außenstoff zu.
TIPP: Ich habe mich entschieden, zwei verschiedene Farben für den Außenteil des Sitzsackes zu verwenden. Aus Farbe A schneide ich 3x Streifen, aus Farbe B schneide ich 3x Streifen. Die beiden Sechsecke habe ich aus zwei weiteren Stoffen zugeschnitten.
Auf diese Weise unterscheidet sich am Ende die „Sitzseite“ von der Rückseite des Sitzsackes. Selbstverständlich können Sie die Streifen des Sackes auch aus verschiedenen Farben zuschneiden und abwechselnd anordnen, sodass der Sack am Ende gestreift wird.
2. Schritt: Für den Außensack benötigen wir noch einen Reißverschluss, damit wir ihn gegebenenfalls herunterziehen und waschen können. Schneiden Sie den Reißverschluss in einer Mindestlänge von 60 cm zu. Besser wäre, noch einen längeren Reißverschluss zu verwenden. Je kürzer der Reißverschluss, desto schwieriger wird es, den gefüllten Innensack später in den Außensack zu füllen.
3. Schritt: Wenn Sie ein Paspelband verwenden möchten, schneiden Sie es ca. in einer Länge von 2,80 m bis 2,90 m zu.
Anleitung | Sitzsack nähen
Weiter geht´s zur Nähmaschine! Wir beginnen mit dem Innensack, benötigen also unsere 8 Stoffteile des – in meinem Fall – weißen und roten Innenstoffes.
1. Schritt: Als Erstes werden die sechs trapezförmigen Stoffstreifen zusammengenäht. Legen Sie dazu die langen Seiten bzw. Kanten der Streifen rechts auf rechts aufeinander und stecken alles mit Nadeln oder Clips fest, damit die Stoffe nicht verrutschen können.
ACHTUNG: Die 45 cm langen Seiten sind dabei immer auf derselben Seite und die 30 cm langen Seiten auf der anderen Seite. So entsteht beim Zusammennähen ein Schlauch, der nach unten hin breiter wird.
2. Schritt: Nähen Sie nun alle 6 Stoffstreifen zusammen.
Je nach Stoff können Sie dazu einen elastischen Stich (Zickzackstich der Nähmaschine, Overlock) oder einen nicht-elastischen Stich (Geradstich der Nähmaschine) verwenden.
So sieht Ihr erstes Nähergebnis aus!
3. Schritt: Nun sollten Sie einen rockförmigen Schlauch vor sich liegen haben. Das größere Sechseck stecken wir nun auf die Öffnung des Schlauches, an der die Kantenlängen 45 cm sind.
Legen Sie dazu jeweils die rechten Stoffseiten aufeinander und stecken Sie die Kanten mit Clips oder Nadeln fest.
Nähen Sie einmal um die Kanten herum.
4. Schritt: Auch das kleinere Sechseck wird nun oben, an der kleineren Öffnung des Schlauches, festgesteckt.
Nähen Sie hier nur um 5 Seiten des Sechseckes und lassen Sie eine Seite offen, damit wir den Sack wenden und füllen können.
5. Schritt: Bevor wir den Innensack füllen, nähen wir den Außensack. Wie beim Innensack nähen Sie hier bereits die trapezförmigen Streifen zusammen.
ACHTUNG: Bevor die letzte Seite schließen, wird der Reißverschluss eingenäht.
Legen Sie ihn dazu rechts auf rechts an eine der Stoffseiten und stecken ihn fest.
Um ihn festzunähen, wechseln Sie das Füßchen Ihrer Nähmaschine und verwenden das dafür vorgesehene Reißverschlussfüßchen.
Steppen Sie die erste Seite mit Geradstich ab.
Nun legen Sie die zweite rechte Seite des Reißverschlusses auf den anderen Stoffstreifen und stecken bzw. nähen ihn fest.
Um die letzten Seite vollständig zu schließen, stecken Sie die Stoffstreifen wieder rechts auf rechts zusammen und nähen jeweils von beiden Seiten bis zum Reißverschluss.
Wenn Sie am Reißverschluss angekommen sind, können Sie auch noch eine ca. 2 bis 3 cm lange Quernaht anbringen, damit keine Löcher zwischen Reißverschluss und Nahtanfang entstehen.
Der eingenähte Reißverschluss zeigt sich nun wie im folgenden Bild.
Schließen Sie jetzt in den nächsten Schritten noch die Naht um den Reißverschluss.
Ihr Nähresultat zeigt sich jetzt wie in unseren Bildern.
Ihr eingenähter Reißverschluss, zwischen den beiden Stoffteilen, ist fertig.
6. Schritt: Nähen Sie das kleiner Sechseck wiederum rechts auf rechts am Schlauch fest. Hier benötigen wir keine Wendeöffnung, da wir den Außensack durch den Reißverschluss auf die schöne Stoffseite wenden können. Beim größeren Sechseck habe ich mich dazu entschieden, ein Paspelband einzunähen, um noch für einen optischen Kick bei unserem Sitzsack zu sorgen.
Legen Sie dazu das Paspelband beim Feststecken zwischen die beiden Stoffschichten, sodass das runde Ende des Bandes nach innen schaut.
Bei Anfang bzw. Ende legen Sie beiden Enden es Bandes schräg übereinander und fixieren es mit einem Clip oder einer Nadel.
Nähen Sie nun einmal um das Sechseck herum.
Das Paspelband sollte nun schön zwischen den beiden Stoffschichten festgenäht sein.
Ihre genähte Naht sieht jetzt wie im folgenden Bild aus.
Das fertig eingenähte Paspelband.
Wenden Sie den Sitzsack-Stoff auf die rechte Stoffseite.
Ihr auf rechts gewendeter Sitzsack mit seiner Unter- bzw. Bodenseite.
Füllen des Sitzsackes
Eine der schwierigsten Arbeitsschritte bei der Herstellung eines Sitzsackes ist wohl das Füllen. Je nachdem, welche Füllung Sie verwenden, kann es ziemlich lange dauern, die gesamte Füllung in den Sack zu bekommen.
Ich habe mich für eine Füllung mit EPS Perlen (kleinen Styroporkugeln) entschieden, da es qualitativ für den Sitzsack am besten ist. Er verliert die Form nicht, die Kugeln sind relativ stabil und müssen jahrelang nicht ausgetauscht werden. Obwohl die EPS Kügelchen die wohl teuerste Variante der Füllung sind, bin ich überzeugt, dass es sich lohnt, hier ein wenig tiefer in die Taschen zu greifen.
1. Schritt: Da die Kugeln sich sehr leicht magnetisch aufladen und gerne an Händen und Kleidung kleben, sollte man sehr langsam und mit Bedacht füllen. Ich verwende dazu meinen Messbecher aus der Küche.
Füllen Sie ihn mit den Kügelchen und schütten Sie in weiterer Folge in den Innensack.
Diese Variante ist zwar enorm zeitaufwendig (ca. 45 min), aber sorgt dafür, dass so gut wie keine Kugeln verloren gehen.
TIPP: Sollten Sie ein Familienmitglied zur Hand haben, können Sie die EPS Perlen auch gleich direkt in den Innensack schütten.
2. Schritt: Der Sack sollte nur zu ca. 75 bis 80 % gefüllt sein, denn sonst wird er zu steif und verformt sich beim Sitzen kaum mehr.
TIPP: Ich habe die Größe des Sitzsackes so berechnet, dass ein Volumen von 200 Litern ziemlich genau für eine Füllung reichen sollte!
Wenn Sie alle Kugeln eingefüllt haben, schließen Sie die Wendeöffnung des Innensackes mit der Nähmaschine.
3. Schritt: Nun kommt der gefüllte Innensack in den Außensack. Seien Sie hier vorsichtig, dass sie mit dem Reißverschluss kein Loch in den Sack reißen, sonst kann sich die Füllung leicht verselbstständigen.
Sobald der Innensack vollständig im Außensack ist, zupfen Sie die Ecken noch zurecht und schließen den Reißverschluss.
Voilà – unser Sitzsack ist fertig! Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und viel Spaß!
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