Smoken nähen – Geraffte Smoke Naht | Anleitung für Anfänger
Meine Tochter ist ein typisches Mädchen: Jede Tunika, jedes Kleidchen, jeder Rock macht sie zur Prinzessin! Nach dem Anziehen läuft sie immer sofort zum Spiegel, um sich mal hierhin mal dahin zu drehen und sich zu bewundern. Da liegt es natürlich nahe, dass ich immer wieder neue Schnitte und Techniken ausprobieren möchte, um ihr damit eine besondere Freude zu machen.
Unlängst habe ich beim Durchscrollen einschlägiger Gruppen ein süßes Kleidchen aus Webware entdeckt, welches angeblich ganz leicht und ohne Schnittmuster nachgenäht werden kann. Der Trick dabei ist es, oben mit einem dehnbaren, etwas dickeren Garn zu nähen. Diese Technik nennt sich „smoken“ und ist vor allem im traditionellen Nähbereich weit verbreitet, besonders beim Dirndl.
„Das kann ich auch.“ habe ich gedacht und mich gleich daran gemacht, alle benötigten Materialien zusammen zu suchen. Zudem habe ich einige Anleitungen dazu gefunden und auch viele Videos gesichtet. Und hier nun meine Zusammenfassung mit allem, was ich an Hindernissen zu überwinden hatte und wie es schlussendlich dann geklappt hat. Ich darf so viel verraten: Es ist das neue Lieblingskleid meiner Tochter!
Inhalte
Smoken nähen
Schwierigkeitsgrad 1-3/5
(je nach Nähmaschinenart und angewandter Nähtechnik, teilweise ist etwas Übung erforderlich)
Materialkosten 1/5
(je nach Stoffauswahl und Projekt/Menge zwischen 0,- Euro aus der Resteverwertung und 18,- Euro)
Zeitaufwand 1-3/5
(je nach Nähmaschinenart und angewandter Nähtechnik zwischen 20 und 60 Minuten)
Die Materialauswahl
Wirklich spannend ist das Smoken nähen ja gerade bei nicht dehnbaren Webstoffen, da diese dadurch „dehnbar gemacht“ werden. Ich habe mich für einen sogenannten „Broderiestoff“ entschieden. Das ist ein feiner Webstoff mit Lochstickerei.
In meinem Fall ist er auch nicht reinweiß, sondern off-white beziehungsweise ecru. Zudem benötige ich normales Nähgarn für die Nähmaschine und eine Spule Elastic-Nähfaden.
Den gibt es zum Beispiel hier in mehreren Farben:
PRYM Elastic-Nähfaden 0,5 mm, 20 m.
Die Materialmenge
Die Materialmenge und das Schnittmuster
Ein richtiges Schnittmuster gibt es für das Kleidchen beim Smoken nähen, wie gesagt, nicht. Auch die benötigte Breite lässt sich nicht so einfach bestimmen. Für ein Kinderkleidchen sollten es aber mindestens 110 cm Stoffbreite sein. Ich habe eine Stoffbreite von 120 cm genommen, da meine kleine Maus etwas mehr Umfang benötigt.
Nach dem Smoken nähen kann die Stoffbreite dann noch direkt am Kind angepasst werden. In der Länge reichen für meine Maus 50 cm inklusive Naht- und Saumzugaben.
Vorab bügle ich die Oberkante des Stoffes zweimal um etwa 1 cm nach innen …
… und Steppe sie mit einem einfachen Geradstich fest.
Ich bügle dann gerne noch einmal darüber, damit die Naht schön flach liegt.
Smoken nähen mit der Maschine
Zuerst möchte ich das Smoken nähen mit der Nähmaschine zeigen.
Variante 1
Dazu wird empfohlen, den Elastikfaden von Hand unter leichter Spannung auf die Unterspule zu wickeln.
Wenn Sie mehrere Bahnen nähen möchten, sollte die Spule möglichst voll gewickelt sein. Bei einer Smoke Naht darf der Elastikfaden nicht mitten in der Naht enden, da der Effekt sonst nicht umsetzbar ist. Die Naht müsste dann nochmal aufgetrennt und komplett neu genäht werden.
TIPP: Für eine leichte Kräuselung – beispielsweise unter der Brust – kann je nach Schnittmuster auch eine einzelne Smoknaht ausreichen. Zumeist jedoch, so auch bei meinem Kleidchen, sind mehrere Nähte nebeneinander nötig.
WICHTIG:
Stellen Sie nun die Fadenspannung Ihrer Nähmaschine auf die kleinste Stufe.
Wie das geht ist bei jeder Maschine anders und in der Betriebsanleitung beschrieben. Zudem stelle ich eine größere Stichlänge von mindestens 4 mm ein. Ich teste zuerst an einem Probestück die Naht.
Nähen Sie zuerst nur 2-3 Stiche und halten Sie dabei hinten den Anfang des Gummifadens gut fest. Pausieren Sie dann mit abgesenktem Nähfuß und verknoten Sie hinten den Elasticfaden mit dem Nähgarnfaden. Nähen Sie erst dann unter leichter Dehnung des Gummifadens weiter. Er soll so weit gedehnt werden, dass der Stoff beim Nähen glatt aufliegt. Verknoten Sie auch am Ende wieder beide Fäden, damit sich die so entstandene Raffung nicht löst.
Das Ergebnis am Probestück sieht soweit ganz gut aus.
Leider hat es bei einer längeren Strecke nicht mehr so gut funktioniert, darum musste ich die Smoke Naht wieder entfernen. Nach einigem Recherchieren habe ich herausgefunden, dass es bei den neueren Maschinen, bei denen die Spulen (wie bei meiner) von oben eingelegt werden …
… fallweise nicht funktioniert so zu smoken. Modelle, bei denen man die Unterspule erst in ein Metallgehäuse steckt und dann in die Maschine einsetzt, dürften hier besser mitspielen.
Variante 2
Es gibt aber zum Glück noch eine weitere Möglichkeit, mit der Nähmaschine zu smoken. Diese ist etwas aufwendiger und kann einige Zeit an Übung benötigen. Zuerst stelle ich die Fadenspannung wieder zurück auf den Normalzustand.
Dann stelle ich mir einen Zick-Zack-Stich ein mit mindestens 2 mm Länge und Breite. Zu Beginn ist es sicher einfacher, die Breite noch großzügiger mit 4 mm einzustellen.
In der Unterspule ist normales Nähgarn. Den Elastikfaden lege ich nun auf den Stoff und fixiere ihn am Anfang mit einigen Stichen. Dann lege ich den Gummifaden mittig unter mein Nähfüsschen und nähe vorsichtig so, dass die Nadel immer rechts und links davon in den Stoff sticht.
ACHTUNG:
Der Elastikfaden darf über die ganze Nahtlänge hinweg nicht von der Nadel getroffen werden, sonst funktioniert der Smokeffekt nicht!
Die fertige Naht sollte dann so aussehen.
Zum Schluss wird am Gummifaden gezogen, bis der gewünschte Effekt erreicht ist und das Ende gut verknotet.
Variante 3
Es gibt noch ein kleines Helferlein, um den gleichen Effekt zu erzielen. Das so genannte Kräuselband, …
… das es zum Beispiel hier gibt: Kräuselband 32 mm.
Dabei wird das Band einfach flach auf die linke Stoffseite aufsteppt und anschließend wird zeitgleich an allen Fäden gezogen. Einziger Nachteil: Diese Variante ist recht bockig und für meine Zwecke ungeeignet. Diese Technik würde ich eher als Bündchen an Rockteilen einsetzen.
Die Smoke Naht sollte jedenfalls dann bei allen drei Varianten etwa so aussehen.
Variante 4
Falls alle Stricke (oder Fäden in unserem Fall) reißen und es einfach nicht klappen will, gibt es noch eine weitere Möglichkeit, bei der man sich zumindest zum Teil das Handnähen spart.
Nähen Sie mit der Nähmaschine mit normalem Ober- und Unterfaden einen Zick-Zack-Stich mit mindestens 2 mm Länge und Breite. Vernähen Sie Anfang und Ende.
Fädeln Sie dann den Elastikfaden mit einer abgerundeten Handnähnadel von Hand durch die einzelnen schräglaufenden Fäden hindurch.
Zum Schluss werden alle Elastikfäden zugleich zusammengezogen, um den Smokeffekt zu erzielen.
Für den richtigen Effekt benötige ich bei meinem Kleidchen, wie bereits angesprochen, mehrere Smoknähte nebeneinander. Da meine Tochter erst zwei Jahre jung ist, habe ich mich für 4 Nähte im Abstand von etwa 1,5 cm entschieden. Bei größeren Kindern würde ich noch Nähte hinzufügen.
Jetzt ist es an der Zeit, den Umfang am Kind abzumessen. Das Kleid soll nicht zu locker sitzen, also kann es leicht gedehnt angepasst werden. Bei mir geht es sich mit den Nahtzugaben schön aus und so nähe ich einfach die beiden Seiten mit etwa 1 cm Nahtzugabe mit einem Dreifachgeradstich zusammen. Es kann auch mit einem einfachen Geradstich genäht werden, ich habe aber den dreifachen gewählt, um die Gummibänder besser abzusichern.
Die offenen Kanten sind nun weder schön noch besonders stabil, da sie ausfransen. Darum säume ich nochmal jede der beiden Stoffkanten mit einem groben Zick-Zack-Stich.
Für den unteren Saum verwende ich die Overlock für einen schönen, geraden und sauberen Abschluss.
TIPP: Ich bügle einmal kurz über die Naht, dann legen sich die Fäden schöner flach.
Ich schlage diese Kante nun einmal um etwa 1 cm um und bügle mir einen schönen Abschluss fest, dann nochmal um etwa 2 cm. Hier bügle ich wieder und fixiere die neue Außenkante mit Wonderclips (auch Stecknadeln funktionieren).
Den Saum steppe ich nun mit einem einfachen Geradstich fest und bügle noch einmal darüber.
Und schon ist mein Sommerkleidchen fertig.
Mein kleines Extra
Da meine kleine Prinzessin ja ständig herumwuselt, habe ich mich dazu entschieden, noch Träger anzubringen. Auch diese könnte ich aus Webstoff nähen, in der Länge anpassen oder direkt zum Binden nach oben offen lassen. Ich habe mich hier für ein schmales Gummiband entschieden, wie man es von Trägerleibchen kennt und einfach zwei Stück davon in der passenden Länge von Hand „unsichtbar“ angenäht. Falls Sie auch Träger annähen möchten, können Sie dies auch mit der Nähmaschine tun.
Ist sie nicht bezaubernd?
Die Zwirnpiratin
Schnellanleitung
01. Stoff aussuchen, Elastikband besorgen und gegebenenfalls von Hand aufspulen.
02. Länge und Breite für den Stoff festlegen.
03. Oberkante zweifach einschlagen und absteppen.
04. Smoknähte nähen und gegebenenfalls ziehen.
05. Kleidumfang am Kind anpassen und Naht schließen.
06. Nahtzugaben versäubern.
07. Säumen.
08. Je nach Wunsch noch Träger anbringen.
09. Anziehen und wie eine Prinzessin fühlen!
10. Fertig.
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